BRK_Plus_25-2

Hineinfühlen in ältere Menschen Die Geriatrie beschäftigt sich u. a. mit diesem Thema und so sollten sich auch unsere Schüler*innen an der BRK-Berufsfachschule für Physiotherapie die Frage stellen: »Wie fühlt es sich an, als älterer Mensch im Alltag eingeschränkt zu sein?«. Unser erstes Ausbildungsjahr durfte im Geriatrie-Unterricht Erfahrungen sammeln. Die Teilnehmenden beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Alter und den damit verbundenen Veränderungen im Körper und im Alltag. Ein zentrales Element des Unterrichts ist das Erleben von Einschränkungen, wie sie Senior*innen häufig erfahren. Dazu nutzte man Brillen, die das Sehen verschlechterten, Ohrstöpsel, um Hörprobleme nachzuempfinden, Handschuhe für eine Verringerung der Feinmotorik und weitere Hilfsmittel zum Nachahmen. Durch diese praktischen Übungen bekommen die Schulklassen einen direkten Eindruck davon, wie es sich anfühlt, älter zu sein und alltägliche Aufgaben mit Beeinträchtigungen zu meistern. Das Gehen wird unsicherer, das Greifen von Gegenständen fällt schwerer und selbst sonst einfache Tätigkeiten wie das Anziehen oder Treppensteigen, werden zur Herausforderung. Viele Schüler*innen berichten, dass sie nach diesen Erfahrungen ein neues Verständnis und noch mehr Empathie für Menschen höheren Alters entwickeln. Im Unterricht wird außerdem besprochen, wie Physiotherapeut*innen gezielt helfen können, die Selbstständigkeit und Lebensqualität von Senior*innen zu erhalten oder zu verbessern. Die Klassen lernen, individuelle Therapiepläne zu erstellen und auf die besonderen Bedürfnisse geriatrischer Patient*innen einzugehen. So werden sie optimal auf ihre spätere Arbeit vorbereitet. Martina Rank Lehrkraft BRK Berufsfachschule für Physiotherapie Die neurologische Physiotherapie widmet sich der Behandlung von Patient*innen mit Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems. Dazu zählen unter anderem Schlaganfälle, Multiple Sklerose, Parkinson, Querschnittssyndrome oder periphere Läsionen wie eine Fazialisparese (Schädigung des Gesichtsnervs). Diese Krankheitsbilder gehen oft mit motorischen, sensorischen und kognitiven Einschränkungen einher, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinflussen. Ziel der neurologischen Physiotherapie ist es, Funktionen wiederherzustellen, kompensatorische Strategien zu entwickeln und eine größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu fördern. Im Mittelpunkt steht dabei ein individualisierter Therapieansatz, der auf der genauen Analyse der Bewegungsstörungen und der Ressourcen der jeweiligen Patient*innen basiert. Evidenzbasiertes Arbeiten spielt dabei eine zentrale Rolle: Therapeutische Entscheidungen werden auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, der klinischen Erfahrung der Therapeut*innen und der individuellen Bedürfnisse der Patient*innen getroffen. Konzepte wie das sogenannte »Bobath-Konzept*« und gezielte, alltagsnahe funktionelle Übungen, bilden die Grundlage der Behandlung. Ziel ist es unter anderem, neuroplastische Prozesse zu fördern – also die Fähigkeit des Nervensystems, sich neu zu organisieren und Funktionen wieder zu übernehmen. »Wir behandeln keine Diagnosen – wir behandeln Menschen.« Berta Bobath Die Ausbildung zur*zur Physiotherapeut*in vermittelt umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten, um neurologische Patient*innen kompetent begleiten zu können. Im Fach »Physiotherapeutische Behandlung in der Neurologie« erlernen unsere Schulklassen die Befunderhebung bei neurologischen Störungen, die Planung und Durchführung individueller Therapiepläne sowie den zielgerichteten Einsatz therapeutischer Konzepte. Neben klassischen Behandlungsmethoden wird zunehmend Wert auf die Integration aktueller Forschungsergebnisse gelegt. Dabei stehen nicht nur Bewegung und Mobilisation im Fokus, sondern auch die Anleitung von Alltagsaktivitäten, die Hilfsmittelversorgung und die Zusammenarbeit im interdisziplinären, fachübergreifenden Team. Im Fach »Krankheitslehre Neurologie« werden die medizinischen Grundlagen neurologischer Krankheitsbilder vermittelt. Die Schüler*innen lernen, Symptome einzuordnen, Krankheitsverläufe zu verstehen und relevante medizinische Befunde zu interpretieren. Ein solides Wissen über Pathophysiologie, Diagnostik und therapeutische Möglichkeiten ist Voraussetzung für eine wirksame physiotherapeutische Begleitung. Die neurologische Physiotherapie fordert von den Therapeut*innen ein hohes Maß an Empathie, Geduld und Kreativität. Jede Behandlung ist individuell und erfordert ein sensibles Vorgehen sowie eine kontinuierliche Reflexion der Therapieziele. Physiotherapeut*innen tragen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit neurologischen Erkrankungen zu verbessern und ihnen neue Wege der Teilhabe am Leben zu eröffnen. Christiane Rucker Lehrkraft BRK-Berufsfachschule für Physiotherapie Physiotherapie in der Neurologie: Bewegung neu erlernen BRK PLUS 2/2025 13 BILDUNG

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