Wenn man an Physiotherapie denkt, kommen vielen Menschen zunächst Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden oder Sportverletzungen in den Sinn. Doch Physiotherapie spielt auch in einem Bereich eine zentrale Rolle, der weniger im öffentlichen Fokus steht: Der Inneren Medizin. Hier unterstützt sie Menschen mit Erkrankungen von Herz, Lunge, Gefäßen, Stoffwechsel oder Immunsystem – also mit Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen und nicht selten chronisch verlaufen. Was umfasst die Innere Medizin – und wo kommt Physiotherapie zum Einsatz? Die Innere Medizin ist ein breit gefasster Fachbereich, der sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen innerer Organe beschäftigt. Dazu gehören etwa HerzKreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder koronare Herzkrankheit, Lungenerkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Lungenfibrose, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen sowie Infektionskrankheiten und immunologische Störungen. Physiotherapeutische Maßnahmen zielen hier unter anderem darauf ab, die Atemfunktion zu verbessern, Bewegung zu ermöglichen, Kreislauf und Stoffwechsel zu aktivieren und körperlicher Inaktivität entgegenzuwirken. Gerade bei chronisch erkrankten oder älteren Patient*innen trägt Physiotherapie dazu bei, Selbstständigkeit zu erhalten, Krankenhausaufenthalte zu verPhysiotherapie in der Inneren Medizin Bewegung als Bestandteil moderner Medizin kürzen und Komplikationen zu vermeiden; aktuelle Behandlungsleitlinien betonen den Wert physiotherapeutischer Interventionen Die aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien zur Behandlung internistischer Erkrankungen empfehlen zunehmend die Einbindung physiotherapeutischer Maßnahmen. Bei COPD etwa sind regelmäßige Atemtherapie und körperliches Training fester Bestandteil der Behandlung. In der Herzinsuffizienztherapie ist die kontrollierte Bewegung unter Aufsicht von Fachpersonal ein bewährter Weg, um Belastbarkeit und Lebensqualität zu verbessern. Dabei umfasst die physiotherapeutische Arbeit mehr als nur Training: Sie reicht von der Anleitung zur richtigen Atemtechnik über sekretlösende Maßnahmen bis hin zur dosierten Mobilisation nach einem akuten Schub oder stationärem Aufenthalt. Einsatzorte der Physiotherapie in der Inneren Medizin Physiotherapeut*innen arbeiten im Bereich der Inneren Medizin überwiegend in Kliniken mit internistischen Fachabteilungen, in pneumologischen und kardiologischen Rehabilitationszentren, in spezialisierten Ambulanzen oder im häuslichen Umfeld. Auf internistischen Stationen unterstützen sie zum Beispiel Patient*innen mit chronischen Lungenerkrankungen bei der Atemtherapie, führen Geh- und Belastungstraining nach Herzinfarkten durch oder helfen Menschen mit Diabetes bei der Verbesserung von Beweglichkeit, Durchblutung und Körperwahrnehmung. Auch bei akuten internistischen Erkrankungen – etwa einer Lungenentzündung oder einem dekompensierten Herzleiden – ist die frühe Mobilisation durch Physiotherapeut*innen ein zentraler Bestandteil der Behandlung. Ziel ist es, Komplikationen wie Thrombosen, Pneumonien oder Muskelabbau zu verhindern und die körperliche Selbstständigkeit rasch wiederherzustellen. Vermittlung an der Physiotherapieschule Die Befähigung zur Arbeit in der Inneren Medizin ist ein integraler Bestandteil der physiotherapeutischen Ausbildung. An Berufsfachschulen wird das Fach »Innere Medizin« sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt. Zunächst lernen die Schüler*innen die medizinischen Grundlagen: Welche Erkrankungen zählen zur Inneren Medizin? Wie äußern sich Symptome? Welche Kontraindikationen sind zu beachten? Im praktischen Teil werden konkrete physiotherapeutische Maßnahmen geübt – zum Beispiel Techniken zur Sekretmobilisation, Atemtherapie, dosierte Mobilisation bei Kreislaufproblemen oder das Training unter Sauerstoffgabe. Dabei orientiert sich der Unterricht an aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien und Behandlungskonzepten. Praxisphasen in Krankenhäusern oder RehaEinrichtungen vertiefen das Gelernte und ermöglichen den angehenden Expert*innen, Erfahrungen im Umgang mit internistischen Patient*innen zu sammeln. Christiane Rucker Lehrkraft BRK Berufsfachschule für Physiotherapie 10 BILDUNG
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzk4OTU=